Die Cowa Thermal Solutions AG ist ein Spin-off der Hochschule Luzern – Technik & Architektur und wurde vor knapp 3 Jahren von Jörg Worlitschek, Remo Waser und Simon Maranda gegründet. Das Unternehmen entwickelt kompakte thermische Energiespeicher basierend auf Phasenwechselmaterialien für die Gebäudetechnik. Die Technologie lässt sich ideal mit erneuerbaren Energiequellen kombinieren und erhöht deren Eigenverbrauch um bis zu 30%, in dem Angebot und Nachfrage von Energie durch unsere Speicher gekoppelt werden.
TPL: In möglichst einfachen Worten erklärt: Phasenwechselmaterialien – kurz PCM – eignen sich für das Speichern von Energie. Durch das Schmelzen nehmen diese Materialen sehr viel Energie auf. Beim Entladen wird diese Energie freigesetzt und das Material wird wieder fest. Dieser Vorgang lässt sich theoretisch beliebig oft wiederholen und kann deshalb für das Speichern von Energie genutzt werden. Einverstanden?
Remo: Korrekt
TPL: Nun arbeitet Ihr mit Phasenwechselmaterialien und entwickelt einen kompakten thermischen Energiespeicher. Aus technischer Sicht, welches sind die grössten Herausforderungen, die ihr bereits gelöst habt oder die noch zu lösen sind?
Remo: Die grossen Herausforderungen gliedern sich in zwei Bereiche: PCM, und Wärmeübertragung.
Beim PCM selbst gilt es, Materialmischungen zu finden, die umweltfreundlich, ökologisch, ökonomisch attraktiv und langzeitstabil sind. Das ist eigentlich die grösste Herausforderung, da die Vielzahl der Möglichen Kompositionen (ein PCM besteht typischerweise aus vier ‘Zutaten’) fast unendlich gross ist. Dies haben wir aber weitestgehend gelöst. Die grösste Herausforderung bei der Industrialisierung ist die Einhaltung der exakten Komposition, insbesondere des Wassergehaltes unserer PCMs. Hier ist unser Fokus im Moment bezüglich der PCM.
Bei der Wärmeübertragung, die bei uns mit Kapseln erfolgt, ist eindeutig die Langzeitstabilität und die Herstellungskosten die grösste Herausforderung. Hier haben wir in den letzten Monaten, insbesondere bezüglich der mechanischen Stabilität grosse Fortschritte gemacht.
TPL: Reden wir über den Markt. Wo siehst du aktuell das grösste Potenzial für die Kommerzialisierung eurer Entwicklung?
Remo: Wir sehen ein sehr grosses Potenzial in Photovoltaik betriebenen Wärmepumpensystemen, wo wir die Heizautarkie und Effizienz der Systeme dank den PCM signifikant steigern können. Potenzial sehen wir aber auch schlicht in der Kompaktheit, v.a. in der Rennovation, wo die Einbringung neuer Speicher aufgrund der oft sehr engen Gegebenheiten problematisch ist. Hier werden wir mittel bis langfristig ein Produkt bringen, welches bei gleichem Nutzen einfach zwei bis dreimal kompakter ist als konventionelle Speicher.
TPL: Bei Speichersystemen kommen wohl den meisten zuerst Batterien in den Sinn. Ein grosser Industriezweig entwickelt in atemberaubender Geschwindigkeit neue Batterietechnologien. Wie grenzt ihr euch davon ab?
Remo: Wir sehen unser Produkt als wunderbare Ergänzung zu Batterien denn die Wärmepumpe ist ja praktisch immer der grösste Verbraucher im System. Wieso die Wärmepumpe über die Batterie betreiben, wenn man doch thermisch einfacher und günstiger Speichern kann?
TPL: Gibt es Konkurrenten, die an ähnlichen Lösungen mit Phasenwechselmaterialien arbeiten und falls ja, wie schafft ihr es dennoch, euch langfristig dagegen zu behaupten?
Remo: Ja es gibt gewisse Konkurrenten in Deutschland und in der UK. Wir überzeugen durch höhere Energiedichten und bessere Wärmeübertragungskonzepte. Wir sind aber auch überzeugt, dass Konkurrenz den Markt, der ja in unserem Falle nicht für seine überragende Dynamik bekannt ist, belebt.
TPL: Reden wir noch etwas über Geld. Entwicklung und Marktaufbau sind teuer. Wie habt Ihr dies finanziert?
Remo: Wir waren bisher glücklicherweise recht erfolgreich im Fund-Raising und konnten die bisherigen Aktivitäten über Grants der Gebert Rüf Stiftung, der Klimastiftung, der Schweizer Innovationsparks sowie Innosuisse finanzieren.
TPL: Sind weitere Finanzierungsrunden geplant?
Remo: Ja, wir planen im Jahre 2023 die nächste Runde, die noch etwas höher ausfallen dürfte.
TPL: Gib uns noch kurz einen Einblick in eure Planung. Welche wichtigen Meilensteine stehen in diesem Jahr an?
Remo: In diesem Jahr planen wir den Schweizer Markteintritt mit einem Produkt auf 30°C, welches den Heizautarkiegrad von Neubauten signifikant erhöhen wird. Ab 2023 ist dann bereits die Expansion in unser nördliches Nachbarland geplant.
TPL: Du bist nun seit knapp 3 Jahren als Startup-Unternehmer unterwegs. Was hat dich in dieser Zeit am meisten überrascht?
Remo: Mich hat das total grossartige Netzwerk in der Schweiz überrascht und doch auch ein wenig, wie sich Forschung und der reale Markt unterscheiden.
TPL: Falls sich Leser für euer Unternehmen Cowa Thermal Solutions interessieren, wie können sie mit euch am einfachsten in Kontakt treten?
Am besten einfach eine Email senden an remo.waser@cowa-ts.com