Daniel Jakob, CEO bei smolsys, hat gleich nach seinem Einstieg ein Krisenjahr erlebt. Über die Bedeutung von Durchhaltewillen und Offenheit in Krisensituationen.
«In unserem High-Compliance B2B-Komponentengeschäft dauert es normalerweise etwa sechs Jahre, bis dir ein Kunde etwas abkauft – dafür ist er dir anschliessend Jahrzehnte treu. Doch die Dinge laufen eben nicht immer, wie sie normalerweise laufen: Gerade einmal drei Monate, nachdem ich im Oktober 2021 CEO von smolsys wurde, informierte uns unser grösster Kunde, dass er aufgrund der anhaltenden Marktsituation im Jahr 2022 keine Produkte mehr abnehmen werde.
Für uns folgte eine äusserst schwierige Zeit. Wir mussten eine Abteilung abstossen und das Team halbieren. Doch heute sind wir optimistisch, dass smolsys die Krise überstanden hat. Dazwischen ist viel geschehen.
Bei smolsys fokussieren wir uns historisch auf Glaskapillaren, die mit einem anorganischen, lumineszierenden Substrat beschichtet werden. Wenn das Energieträger-Gas Tritium in die Kapillaren kommt, beginnen diese zu leuchten. Mittels Laser in kurze Segmente geschnitten, werden solche Lichtquellen z.B. in der Uhrenindustrie verwendet, um Zifferblätter zum Leuchten zu bringen.
Das Jahr 2022 haben wir im Grunde mit Diversifizierung verbracht. In einer Krise ist wirklich jede Idee willkommen. Um zu überleben, mussten wir nicht nur Kurzarbeit einführen, unseren Medizintechnikbereich abstossen – sondern vor allem auch ein neues Produkt finden. Wir dachten bei Brainstormings über alles nach, vom Flugsimulator bis zum Velorahmen. Gelandet sind wir schlussendlich bei einem speziellen Hochvakuum-Ventil.
Natürlich steht man in solchen Situationen auch vor der Frage, ob man überhaupt weitermachen soll und will. Doch ich glaube noch immer an das, was wir bei smolsys tun. Für mich steckt zu viel Geschichte dahinter, um einfach hinzuschmeissen. Doch ich muss auch sagen: Ohne ein brillantes Team und unsere Partner, wie wir unsere Kunden aus gutem Grund nennen, hätten wir das Jahr nicht überstanden. Sie haben uns weit über ihre vertraglichen Verpflichtungen hinaus unterstützt, wofür wir sehr dankbar sind. Auch der Technopark Luzern war in dieser Zeit eine enorme Hilfe.
Innerhalb eines Jahres haben wir es so trotz allem geschafft, eine Produktlinie im für uns neuen Bereich der Hochvakuum-Technologie zu entwickeln – und eine Sondermaschine für die Isotopenbatterie Produktion mit 50’000 Teilen, davon dreissigtausend ‘custom-made’, für ein Kundenprojekt herzustellen. Das ist eine grosse Leistung, v.a. weil auch das Drumherum – die Bewilligungen, Tests und die Risikostudien in diesem Zusammenhang – enorm aufwändig ist.
Nun zeigt unser Weg also wieder nach oben. Doch die nächste Herausforderung kommt bestimmt. Aber irgendwie ist es ja auch das, was es interessant macht, in einem Start-up zu arbeiten.»
Daniel Jakob
Daniel Jakob (48) ist gelernter Chemielaborant und hat 25 Jahre Berufserfahrung im Bereich des Strahlenschutzes, dem Produkt-Management von Industriegüter und dem Market-Development. Nach der Gründung von smolsys 2014 war er sechs Jahre lang als unternehmensnaher Berater tätig, während er hauptberuflich im internationalen Verkauf und Marktaufbau einer globalen Firma für Kühlschmierstoffe arbeitete. Im Oktober 2021 übernahm Daniel Jakob bei smolsys die Rolle als CEO.
smolsys AG
Die Kernkompetenz der 2014 gegründeten smolsys liegt in der Laserbearbeitung von Glas, um Gase (meist Wasserstoffisotope wie Tritium) darin hermetisch einzuschliessen, und so z.B. langlebige Kleinst-Lichtquellen herzustellen. Die Handhabung des Tritium-Gases selbst erlebt im Bereich der Energiegewinnung (Isotopen-Batterien oder auch Kernfusion) auf dem globalen Markt seit kurzem eine sprunghafte Nachfrage. Smolsys tritt hier aufgrund langjähriger Erfahrung als zuverlässiger und flexibler Lieferant und Berater für Technologie und Sondermaschinen auf.
Weitere Informationen:
www.smolsys.com