
Die Sentrax GmbH entwickelt fortschrittliche Hardware- und SoftwareLösungen für Echtzeit Ortungssysteme (RTLS), die eine präzise Positionierung und Verfolgung von Objekten in verschiedenen Branchen ermöglichen, darunter das Gesundheitswesen, die Fertigungsindustrie und intelligente Gebäude. Das Startup wurde 2022 von Yusuf Sabadia gegründet und ist im Technopark Luzern ansässig.
Yusuf, wie bist du auf die Idee gekommen, Sentrax zu gründen?
Ich habe in früheren beruflichen Stationen immer wieder erlebt, wie wichtig präzise Ortungssysteme in Umgebungen sind, in denen GPS nicht funktioniert – etwa in Fabrikhallen oder Krankenhäusern. Dort bewegen sich Geräte und Assets über mehrere Stationen hinweg, und eine genaue Verfolgung ist essenziell. Mein Interesse für Sensorik und Echtzeit-Ortung hat mich schon lange begleitet. Zuvor habe ich bereits eine ähnliche Firma in den Emiraten mitgegründet und bringe umfangreiche Erfahrung in der Entwicklung und Vermarktung von Hardware-und Software-Produkten mit.
Was genau bietet Sentrax an?
Wir bieten ein Echtzeit-Ortungssystem, das aus einer Softwareplattform sowie Hardware-Komponenten besteht. Unsere Lösung ist an Drittsysteme wie ERP-Systeme anschlussfähig und kombiniert modernste RTLS-Technologie mit vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten. Unsere Hauptprodukte umfassen Scanners und Locators, beispielsweise einen Indoor-Locator & Gateway, der auf Bluetooth Low Energy (BLE) und Received Signal Strength Indicator (RSSI) Technologie basiert. Dazu kommen hybride Beacons und Tags, die mit verschiedenen Technologien eine präzise Ortung von Personen und Objekten ermöglichen. Als Verwaltungssystem dient die SOLIX Plattform. Sie ist als API, On-Premise-oder Cloud-Version verfügbar. Zudem bieten wir Evaluation Kits, die für Tests und Implementierungen entwickelt wurden.
In welchen Bereichen finden eure Lösungen Anwendung?
Im Gesundheitswesen ermöglichen sie das Echtzeit-Tracking von Patienten und medizinischen Geräten. In der Fertigung werden sie für die 3D-Inventarverfolgung und das Evakuierungsmanagement eingesetzt. In intelligenten Gebäuden dienen sie der Indoor-Navigation und dem Notfallmanagement.
Wie zeichnet sich euer Hauptprodukt aus?
Unser Hauptprodukt ist der Locator, der Objekte mit einer Genauigkeit von bis zu 20 cm orten kann. Das Besondere daran ist unser eigener Algorithmus, der sehr präzise arbeitet. Weltweit gibt es nur vier Unternehmen, die eine vergleichbare Technologie anbieten – wir sind die einzigen in der Schweiz. Unser System ist modular erweiterbar und kann verschiedene Sensoren integrieren, etwa zur Luftqualitätsmessung oder Anwesenheitserkennung. Das spart insbesondere in Krankenhäusern Kosten, weil statt vieler separater Sensoren nur ein Gerät benötigt wird.
Was fasziniert dich an deiner Arbeit?
Mich begeistert die Herausforderung, innovative Produkte international zu vermarkten und Hardware mit Software zu kombinieren. Die Entwicklung neuer Technologien und deren Anpassung an verschiedene Märkte ist unglaublich spannend.
Wo erfolgen die Entwicklung und Produktion?
Unsere Hardware wird grösstenteils in China gefertigt, aber wir haben kürzlich eine zweite Produktionsmöglichkeit in Australien erschlossen. Die Software- und Hardware-Entwicklung erfolgt durch unser eigenes Team in Pakistan. Ich habe dort sehr gute Ingenieure gefunden, die engagiert und qualifiziert sind. Unser Team besteht aus elf Personen, die in den Bereichen Produktentwicklung, Marketing & Sales sowie Produktion & Logistik tätig sind.
Warum hast du dein Team nicht im Technopark angesiedelt?
Um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Preise für unsere Produkte sind stark umkämpft, insbesondere durch die Konkurrenz aus China. Langfristig möchte ich jedoch die Wertschöpfung in der Schweiz steigern, insbesondere im Bereich Forschung & Entwicklung. Ich strebe auch eine Zusammenarbeit mit Hochschulen an und könnte mir vorstellen, zukünftig einen Applied Research Engineer für IoT in der Schweiz einzustellen.
Wie vertreibt ihr eure Produkte?
Wir arbeiten mit Systemanbietern und Systemintegratoren zusammen. Diese nutzen unsere Lösungen entweder als Erweiterung ihrer bestehenden Plattform oder als eigenständige Netzwerkinstallationen. Wir setzen auf ein Partnernetzwerk von 10 bis 20 Unternehmen in Europa und weltweit.
Wie lange dauert die Lieferzeit?
Grössere Projekte haben eine Lieferzeit von etwa vier Wochen. Wir produzieren nach Bedarf. Ein Krankenhaus benötigt beispielsweise zwischen 2’000 und 10’000 Tags, um alle Geräte zu erfassen.
Sind eure Produkte zertifiziert?
Ja, unsere Produkte erfüllen die erforderlichen Standards. Wir verfügen über die CE-Zertifizierung (Conformité Européenne) für den europäischen Markt und die FCC-Zertifizierung (Federal Communications Commission) für den US-Markt.
Wo steht Sentrax aktuell?
Wir haben in den letzten drei Jahren ein solides Fundament aufgebaut. Unsere Produkte sind marktreif, und der Soft-Launch hat bereits im zweiten Quartal 2024 begonnen. Aktuell testen fünf potenzielle Kunden unsere Lösungen. Solche Prozesse dauern in unserer Branche in der Regel sechs bis neun Monate. Parallel bauen wir die Sales-Pipeline auf und erhalten regelmässig neue Anfragen. Unser Ziel ist es, mittelfristig 50 Prozent unseres Umsatzes in Europa zu erzielen.
Wie finanziert sich Sentrax?
Bisher habe ich das gesamte Unternehmen selbst finanziert. Jetzt suche ich gezielt nach Investoren, um die Skalierung voranzutreiben. Wir befinden uns in einer Late-Seed-Phase und sind offen für strategische Partner oder reine Finanzinvestoren.
Was gefällt dir am Technopark Luzern?
Der Technopark bietet eine flexible Infrastruktur und ein inspirierendes Umfeld. Der Austausch mit anderen Startups ist wertvoll, und die zentrale Lage ist ein grosser Vorteil.
Was hast du über die Jahre als Unternehmer gelernt?
Der wichtigste Punkt ist, den Markt genau zu verstehen und eng mit Kunden zusammenzuarbeiten. Eine zu innovative Lösung kann kontraproduktiv sein, wenn der Markt noch nicht bereit ist. Zudem ist die Skalierbarkeit essenziell: Ein Produkt muss so konzipiert sein, dass es millionenfach produziert werden kann, ohne individuelle Anpassungen zu benötigen.
Welches Potenzial hat Sentrax?
Sentrax hat enormes Wachstumspotenzial, insbesondere in Europa. Dies sowohl auf der Seite der Technologie wie auch im Bereich der Anwendungen. Unser Ziel ist es, als einzige Schweizer RTLS-Technologie-Firma unter den Marktführern weltweit etabliert zu sein.