Dr. Ulrich Gubler hat spät im Leben gegründet. Der Inhaber der ProByLas AG über seinen Weg und wie er mit Risiken umgeht.
«Die meisten Gründer kommen direkt von der Uni oder der Fachhochschule, sind ungebunden und können grosse Risiken eingehen. Bei mir war das anders. Ich war 47 Jahre alt, verheiratet, hatte zwei Töchter im Schulalter und ein Haus mit Hypothek.
Obwohl wir uns als Familie klare Limiten gesetzt hatten, hat die Gründung viel Mut gebraucht. In dieser Phase war es unglaublich wichtig, dass ich auf die Unterstützung meiner Frau und meiner Familie zählen konnte. Interessant fand ich auch: Niemand hat mir von der Gründung abgeraten. Trotzdem war es schwierig, Gleichgesinnte zu finden. In der Schweiz kann man problemlos einen gut bezahlten 8-to-5-Job machen. Warum sollte man sich dafür entscheiden, Risiken einzugehen? Was ist verlockend an der Aussicht, während längerer Zeit für wenig Geld viel zu arbeiten?
Mein Alter bei der Gründung hatte aber auch seine Vorteile, vor allem in den schwierigen Momenten. Der Beginn der Coronakrise war ein solcher Moment. Es gab plötzlich keine Bestellungen mehr. Wir benötigten eine nächste Finanzierungsrunde. Ein Entwicklungsingenieur kündigte und ein anderer wurde krank. Da fragt man sich schon: War’s das jetzt?
Meine Erfahrung hilft mir, in solchen Situationen nicht so rasch ins Rotieren zu kommen. Ich habe die schönen und negativen Seiten der Start-up-Welt schon beim Platzen der Dotcom-Blase im Silicon Valley miterlebt, habe 2008 die Lehman-Krise in der Industrie durchgemacht und anschliessend als Business Unit Manager durch zwei Tauchgänge der Währung geführt. Als 30-Jähriger hätte ich also sicher anders reagiert. Im Juli und August 2020 kamen dann auch tatsächlich die nächsten grossen Bestellungen für Maschinen für Covid19-Test-Cartridges.
Zusätzlich zur Erfahrung hat aber natürlich auch die Familie geholfen. Meine Frau hat mich unterstützt und Entscheide mitdiskutiert und mitgetragen. Meine Töchter interessierten sich nicht so sehr dafür, was bei ProByLas läuft. Somit konnte die Familienzeit zu Hause eher als Ausgleich zum Abschalten dienen und mithelfen, etwas Distanz zu den Herausforderungen eines Start-ups zu gewinnen.
Nach dem grossen Down im März 2020 und dem grossen Up wenige Monate später, pendelt sich die Auftragslage nun wieder ein. Inzwischen beschäftigen wir sechs Mitarbeitende, altersmässig gut gestaffelt. Wir wollen einen siebten Mitarbeitenden einstellen, doch damit warten wir noch ab. Wie sich die nächsten Monate entwickeln, ist im Moment schwierig vorauszusehen.»
Dr. Ulrich Gubler
Dr. Ulrich Gubler (51) studierte und promovierte in Chemie und Physik an der ETH Zürich. Auf ein Postdoc an der Stanford University folgte eine nebenberufliche Managementausbildung an der ETH. Bevor er 2017 die ProByLas AG gründete, war er Business Unit Manager eines international tätigen KMU in der Zentralschweiz.
ProByLas AG
Die ProByLas AG bietet modulare Maschinen zum Schweissen von Kunststoffbauteilen an. Um präzise und saubere Verbindungen mit hohen Qualitätsanforderungen erzielen zu können, wird Laser eingesetzt. Die Maschinen basieren auf einem modularen Baukastensystem, das je nach Bauteil und Anforderungen des Kunden unterschiedlich konfiguriert werden kann. Neben der Modularität wurde auch auf eine kompakte Bauweise geachtet, so dass die Turnkey Systeme von ProByLas wesentlich kleiner sind als vergleichbare Maschinen der Konkurrenz.
Weitere Informationen:
www.probylas.com